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Warum ich keine „Fremdsauger“ empfehle – ein Blick auf Flaschen, Schnuller & Co.

  • Autorenbild: Sereina Herzig
    Sereina Herzig
  • 30. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Wenn wir über Stillen sprechen, denken viele zuerst an Nähe, Bindung, Nahrung. Doch Stillen ist so viel mehr. Es ist nicht nur Ernährung – es ist Regulation, Beziehungsarbeit, Kommunikation, und: ein essenzieller Bestandteil der körperlichen Entwicklung deines Babys.


In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie sogenannte Fremdsauger – also Schnuller, Flaschen, Stillhütchen, Trinklernbecher, Schnabeltassen oder Strohhalme – schnell zur Gewohnheit werden. Gut gemeint, oft empfohlen. Aber leider nicht ohne Folgen.


Stillen ist ein komplexer Prozess – und Babys sind dafür gemacht.

Beim Stillen arbeitet der ganze Körper des Babys mit. Über 40 Gesichtsmuskeln, Zunge, Kiefer, Gaumen, Lippen – alles ist beteiligt. Das Saugen an der Brust ist ein aktiver, koordinierter Vorgang, der Muskelgruppen trainiert, den Kiefer richtig formt, die Atmung reguliert und sogar die Gesichtsentwicklung beeinflusst.

Wird dieses natürliche Saugmuster durch künstliche Sauger ersetzt, verändert sich nicht nur die Art zu trinken – es verändert die gesamte Entwicklung.



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Was passiert, wenn wir Fremdsauger einsetzen?


1. Saugverwirrung & Stillprobleme

Flasche und Schnuller erfordern ein ganz anderes Saugmuster als das Stillen. Babys, die beides bekommen, verlernen häufig den richtigen Sauggriff an der Brust. Das Baby kann nicht mehr effektiv Stillen, nimmt weniger zu, die Milchbildung leidet – und die Stillbeziehung kann darunter zerbrechen, bevor sie richtig begonnen hat.


2. Beeinträchtigung von Kiefer & Zahnstellung
Künstliche Sauger üben Druck auf Kiefer und Gaumen aus, der physiologisch nicht vorgesehen ist. Das kann Fehlstellungen begünstigen, die später kieferorthopädisch behandelt werden müssen – etwas, das durch natürliches Stillen oft vermieden werden kann.

3. Mundatmung statt Nasenatmung

Babys, die regelmässig Schnuller oder Flasche bekommen, atmen häufiger durch den Mund. Das wirkt sich nicht nur auf die Sauerstoffversorgung aus, sondern begünstigt auch Infekte wie Mittelohrentzündungen, vermehrte Atemwegserkrankungen und Schlafprobleme.


4. Weniger Muskeltraining = weniger Entwicklung

An künstlichen Saugern wird passiver gesaugt. Es ist einfacher, weniger anstrengend – aber auch weniger effektiv. Die Muskulatur, die für Sprechen, Kauen, Schlucken und die gesamte Gesichtsform wichtig ist, wird kaum gefordert. Die Folge: verzögerte Entwicklungsschritte, die sich oft erst später bemerkbar machen.


5. Schnuller = Gefühle unterdrücken

Was viele nicht wissen: Der Schnuller wirkt oft wie ein „Stummschalter“ für Emotionen. Babys, die weinen, wollen nicht immer trinken – sie haben ein Bedürfnis. Vielleicht nach Nähe, nach Trost, nach Entlastung. Wird dann ein Schnuller angeboten, wird das Gefühl nicht begleitet – sondern betäubt. Das Kind wird ruhig gestellt, aber bleibt mit seinem Gefühl allein. Auf Dauer kann das die emotionale Entwicklung und das Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse beeinträchtigen.


Stillen will begleitet, nicht ersetzt werden.

Wenn du stillen möchtest – vertraue dir. Und deinem Kind. Es braucht keine Hilfsmittel, keine Tricks, keine „Zwischenlösungen“. Es braucht deine Nähe, deinen Körper, deine Bereitschaft, euch gemeinsam in diesen natürlichen Prozess hineinwachsen zu lassen.

Natürlich gibt es Situationen, in denen z. B. zufüttern notwendig sein kann – aber das sollte immer individuell, fachlich begleitet und stillfreundlich erfolgen.


Mein Appell an dich als Mama oder Papa:

Wenn du stillen möchtest – geh den Weg bewusst. Lass dich begleiten. Und hinterfrage Empfehlungen, die auf den ersten Blick bequem wirken, aber langfristig schaden können. Dein Kind braucht keine Fremdsauger.


Es braucht dich. Deine Nähe. Deine Präsenz. Dein echtes „Ich bin da“.


 
 
 

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